WORTARCHIV



OIS weascht leicht, jeden TOG

von Elisabeth R. Hager

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Beschreibung & Text der Performance Die Grille und die Ameise für Avantgarden of Eden! Vol. 3 findet sich HIER


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19/42 - ALS ICH NOCH MIT DEN MÜCKEN GEFLOGEN BIN
von Felix von der Aue

(3. Teil der INSIDE-TRILOGIE)
Musik/Sound: Felix von der Aue / Bohuslav Martinu (Sinfonie Nr. 1 - III. Largo, 1942)
§ 1942 BGB: Anfall und Ausschlagung der Erbschaft: Die Erbschaft geht auf den berufenen Erben unbeschadet des Rechts über, sie auszuschlagen (Anfall der Erbschaft)
Sigmar Polke: Deutscher Maler und Fotograf, geboren: 13. Februar 1941, gestorben: 10 Juni 2010
"Erschienen anlässlich der Einzelausstellung von S. Polke im Pavillon der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. u. verf. vom Kommissar der BRD, Dierk Stemmler (Mönchengladbach), Düsseldorf 1942, (Im Abdruck in Kunstforum International, Bd. 85, September/Oktober 86, S. 182 ff. fehlt der Hinweis, dass im Buch die vorläufige Konzeption des Künstlers behandelt ist.)"
Die Ergebnisse der nun folgenden Prozesse differenzieren sich aus diesem Bildmilieu erstens als Besonderheit der Züchtung, zweitens als fremde Zutaten, die mindestens teilweise ein Umschlagen des dimensionalen Sehens herbeiführen:
Übrigens stammen zwei weitere Einzelbilder in der Sammlung des Museums Abteiberg ebenfalls aus dem „Athanor“-Kontext der 42. Bienale. Komische Geräusche mit Mund und Händen, 1942, Rasterbild, Dispersionsfarbe auf Leinwand.
Gallert, Serum, organoide, weiche Flachvolumina, Geschiebe.
Peripher zeichnen sich räumlich hintergründig lichte Schatten-Begleiter ab, flüssige Nährböden, fluktuierende Grenzzonen zwischen den dichteren Komplexen und der anonymen hellen Ferne, die alles, was zur dinglichen Bestimmtheit unterwegs scheint – auch das nach der eigenen Entstehung Ausschau haltende Maskenanhängsel links – sanft an sich ziehen und zu ferneren Bestimmungen ins Unsichtbare mit sich nehmen.
Nachdem er von Anfang an, seit 1942, neben Schlangen- und Dispersionsfarben Lackfarben angewendet hatte, werden spätestens seit 1982 in der Phase seines neuen experimentellen Aufbruchs durchsichtige Lacke von ihm eingesetzt als transparente Erzeuger und Kompilatoren von Dingen und Ebenen diverser Räume und Zeiten.
Namentlich Herbol-Kunstoffsiegel, entwickelt in den abenteuerlichsten Melange-Prozessen, deren Elemente, oft noch einzeln sichtbar, hineinverwandelt werden in unabsehbare Weiterungen, neue Themen des Bildlichen – geschichtlich, gegenwärtig, utopisch.
Methodisch erweitert sich der Maler zum Regisseur, der Wesen, Qualitäten, produktive und destruktive Verhaltensweisen seiner Akteure auf kleinen Täfelchen studiert und bald darauf in großen Formaten inszeniert.
In der Draufsicht aufgesessen auf ein scheinbar weitergleitendes Gefährt, schwelendes Gelblicht im dunkleren Bildlicht, Keimling einer absurden Welt als Larve vor dem Raum, der Hohlform eines Flugtieres ähnelnd, dessen Stachel spuckhaft von einem Erdgeistchen mit rot lodernder Maske besetzt scheint und dessen schräge Luftwurzel sich ins Quellgebiet hineinsenkt, sodann sich so aus der Umgebung und von den drei anderen Halbinseln kopfartig absondert und in eine andere Region zu driften scheint, deren Bewegtheit von zwei, drei Zeilen rauchiger, enggeführter Wellenschläge skandiert wird.
Unauffällig doch bemerkbar setzt sich unten rechts durch dunklere Rot-Färbungen, punktuelle Streuungen und kleinteilig-schnelle Laufrhythmen in der Basis eine eigene Klimazone ab;
Kopf mit Mütze, Stirnauswuchs, Augen, Stachel und Kehle, Nacken, Flügel, danach Verflüchtigungen driften in verschiedenen Schichten zeitverzogen ineinander.
Luftwurzeln und Wachstumsspitzen intensivieren die befremdliche Symbiose mit dem Schemen, entwickeln sie jedoch widersprüchlich:
ernährt die große Schnur den Schemen d.h. verhält sie sich eingebend ? Oder umgekehrt saugend, parasitär ?
Und auch in die schwelenden, aufflackernden Verwandlungen des irdischen Terrains in einen Stoff von anderer Art fressen die krustigen Verletzungen sich ein und klettern Harmonien störend aufwärts, werden splitternd mitgerissen von einem Wirbelsturm, der im Strudel Schlangenhaut und -Eckzahn, Vogelschwärme, geiferndes Gebüsch in einem wilden, heiseren Gesang verquirlt – bis der braune Knochenschwengel rechts den Spuk beendet und der Gestaltentstehung-Bildverschlingung, die von unten her verfärbte Silberblätter in tief eingeprägten Schritten und dann bald im Flug begleiten, halt gebietet.
Ich weiß so wenig über Mücken !





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DiscoOma
von Tom.Mars


Dischda dischda holladahiti mhz mhz
Dischda dischda holladahiti mhz mhz
Dischda dischda holladahiti mhz mhz
Dischda dischda holladahiti mhz mhz

Hallo Oma
Hallo mein Kind
Was machst du da g’rade?
Ich mixe
Du mixt? Einen Fruchtsaft? Mit dem Mixer?
Nein, nein, ich mixe Volksmusik mit Techno
Was?
Volksmusik mit Techno

Dischda dischda holladahiti mhz mhz
Dischda dischda holladahiti mhz mhz
Dischda dischda holladahiti mhz mhz
Dischda dischda holladahiti mhz mhz

DiscoOma mixt Volksmusik mit Techno
Ein bebender Beat trifft auf AlpenEthno
Am Körper nur eine Zillertaler Kittelschürze
Gibt sie den Tracks mit Echo-Samples hallende Würze
In ihrem Heimatdorf sagen die Leute: „Die hat an Huscha.“
Die Szene feiert sie als Musikantenstadl-Marusha
Sie ist die Maria Hellwig auf Ecstasy
Bringt dem Nachtleben rustikale Poesie
Sie ist Paula – grauhaarige Antwort auf Paul van Dyk
Im Alter erst fand sie in der Musik ihr großes Glück
Kritiker nennen sie Kastelruther Spatzenhirn
„Ach, die sind bloß neidisch“, meint darauf die alte Dirn
Andere sitzen längst im Altenheim
DiscoOma marschiert ins Berghain rein

Servus, Servus, Grüezi und Hallo
VolksmusikTechno macht uns so froh
Wir sind so, wir sind so blau, blau, blau
Von Enzianpillen, wow, wow, wow
Wir färben uns die Haare grau
Grau blau blau grau grau blau blau grau

Wir Tarzan
Du DJane

Hoch auf einem gelben Straßenbahnwagen
Lässt sich DiscoOma zum Club hintragen
Ein altes Heizkraftwerk in Pankow ist ihr Ziel
Dort verliert sie ihr Gras ganz plötzlich im Gewühl
Sie schluckt alles, was die Clubber ihr schenken
Und begibt sich daran, ihr Set zu lenken
Sie schwitzt, röchelt, hyperventiliert
Sie sich dennoch köstlich amüsiert
Die Regler geschoben schnell und schneller
Die Mischung immer origineller
Es dreht sich, dreht sich, dreht sich, dreht sich
Alles um sie herum bewegt sich
Die Töne vereinen sich zu nur einem Ton
Das ist Musik in absoluter Abstraktion

DiscoOma erstarrt in der Bewegung
Kippt um und liegt ohne jegliche Regung

Die Beats ihres Herzens werden weniger
Werden weniger
Weniger
Wenige
Wenig
Weni
Wen
We
W

Requiem aeternam dona djane-ae
Et lux perpetua discotequae luceat deae
Te decet hymnus in caelum musicae
Et tibi redetur votum in love parade-ae

Rhythmus
Sie muss
Nicht mehr
Jetzt Schluss



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2 Let go von Atlanta Athens



We stripped ourselves naked
Until we got so naked our souls showed
And our eyes were open windows
We faced each other and we fell
And then we crashed

I shot through veins and flesh and landed on my back
In a place deep down inside my chest
a place full of treasures and trash

Bodies exists in time and space
But the soul is in time only
And so was I
Stuck somewhere between past and now
Between pretty and pretty sad

I made a little chest for you
Red velvet with brazen fittings
I wanted to take each memory, the good and the worse
And store them inside

I remember Spain
I remember I barely slept on that trip
We broke up
after for six months you had only pretend to be there anymore
I should have felt relieved

My body was tired from nights without sleep
From trying to find answers that you wouldn`t give
Sometimes love ends and people drift apart
But you were long gone before you left

I made a vow to myself
That in the future I would only let
Soft words touch my heart
let only softness kiss my soul
And soft hands caress my body

I shed a tear for every time you punished me for simply loving you
And from the tears I carved a key
To close that chest inside my chest

But tonight I open it again
I fish out an image of us on a plane
We are on our way back home from Spain

You´re holding my hand, telling me the story of Dolf
A poor little creature between sheep and wolve
I don´t know what made me laugh harder
The story or the look on your face telling it

I remember you loved to send me books in the mail
Neatly wrapped with cute little ribbons on top
Once you even sent me a lamp
so it would make a pretty light when I read in bed at night.

Tonight I let us rest in peace
Tonight I say goodbye to this
I try to keep the warm and kind ties that bound us together
Tonight I remember your softness

I remember that the soul is
light beams and storm clouds
desperation and new excitement
dark weights and childhood
walking lightly and breaking down
and getting up again
getting up again each single time

The soul is only in time
But bodies exist in time and space
I am light and shining and I want to grow
I will find my space
Tonight it´s time to let you go

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Ankunft
von SIR RITA

1 Tasse
2 Zigaretten
3 Löffel Kaffee
4 hundert Milliliter Wasser
ruhige Routine reicht
5 Zeilen geschrieben
6 Zigaretten später
7 weitere Zeilen
8 mal der Versuchung widerstanden, nach Mails zu gucken
9 mal nicht
ruhige Routine reicht
1 Bademantel
(2 tausend g lasten auf meiner Haut)
3 Brote in den Toaster geschoben
4 Marmeladengläser vom Tisch geschubbst
5 Knöpfe angenäht an die falsche Jacke
6 Briefe nicht gelesen
ruhige Routine reicht
7 Berge zu weit gegangen
8 Stunden zu weit gedreht
9 Leben provoziert
im Bademantel
mit Glasscherben am Fuß
mit Kaffeepulver und Asche auf dem Küchentisch
mit einem leisen Lächeln